Unser Baby schläft schlecht ein
Unser Baby schläft seit der fünften Lebenswoche durch
Unser Kind schläft von Anfang an problemlos ohne Schnuller
Beim Thema Schlafen, insbesondere beim „Babyschlaf“ macht jede Familie andere Erfahrungen und oft wird nur die halbe Wahrheit erzählt. Daher zeigt Gina Watermeier, Kinderkrankenschwester, Nanny und Gründerin von GIMACARE, in diesem Artikel ein paar Fakten zum Thema Säuglings-/Babyschlaf auf und bietet Hilfestellungen an.
Doch was heißt Durchschlafen eigentlich?
Durchschlafen heißt laut William Sears, einem amerikanischen Kinderarzt, fünf Stunden ununterbrochener Schlaf.
Remo Largo, ein Schweizer Kinderarzt, spricht erst vom Durchschlafen wenn ein Kind in einer Nacht zwei Schlafphasen von je drei bis vier Stunden ohne Unterbrechung aneinander reihen kann.
In manchem Ratgeber steht geschrieben, dass ein Baby, das sechs Stunden am Stück schläft, „durchschläft“.
Man könnte dazu also sagen: Durchschlafen ist Ansichtssache.
Schlaf-Definitionen:
- Es gibt den REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement), das ist der sogenannte Traumschlaf zur Verarbeitung der Sinneseindrücke, man nennt ihn auch den „Gehirn-Entwicklungsschlaf“.
- Dann gibt es den Übergangsschlaf, das ist der Übergang in den Tiefschlaf, der sich wiederum in vier Stadien unterteilt. Dieser dient der körperlichen Erholung, dem Wachstum und der Stimulation des Immunsystems.
Babyschlaf – gut zu wissen
Neugeborene im ersten Vierteljahr (0 – 3 Monate) erreichen nur Stadium 1 und 2 des Tiefschlafs, die Tiefschlaf-Stadien 3 und 4 entwickeln sich bei Babys individuell unterschiedlich. Aus evolutionsbiologischer Sicht gesehen ist das sinnvoll, da Babys unter den Bedingungen der menschlichen Frühgeschichte sonst selten überlebt hätten. Die ungeschützten Winzlinge wären damals von wilden Tieren gefressen worden oder durch eine plötzliche Kaltfront unterkühlt worden. Daher wachen Babys zum Selbstschutz öfter auf und sehnen sich nach einem vertrauten Menschen und die mit ihm verbundenen Merkmale – vom Hautkontakt bis zur gewohnten Stimme. Das hat nichts mit Verwöhnen zu tun, sondern mit Sicherheit und Halt geben. Je mehr ein Baby davon bekommt, desto eher kann es sich beruhigen und selbst wieder ohne fremde Hilfe in den Schlaf finden.
Jeder Mensch, Erwachsene, Kinder und Babys wachen nachts mehrfach auf. Die Fähigkeit weiterzuschlafen, hängt vom Alter, der Reife des Nervensystems und der Regulationsfähigkeit der Person ab. Ein Schlafzyklus bei einem Neugeborenen unter drei Monaten beträgt 45 bis 60 Minuten, bei Erwachsenen hingegen 90 Minuten. Alle Phasen des Schlafes wiederholen sich also mehrmals in einer Nacht. Je jünger ein Baby ist, desto wahrscheinlicher ist daher häufiges Erwachen.
Viele Eltern haben das Gefühl, dass ihre Kinder in der ersten Nachthälfte besser und tiefer schlafen als in der zweiten Hälfte. Dies ist darin begründet, dass Babys und Kleinkinder in der zweiten Nachthälfte längere Traumschlafphasen als Tiefschlafphasen haben. Meist erfolgt das Aufwachen am Ende der Traumschlaf-Phase.
Bei Babys stellt sich ab einem Alter von zwei bis drei Monaten ein Schlaf-Rhythmus ein: der Nachtschlaf wird deutlich länger als der Tageschlaf und ist von einem ruhigen Ein- und Ausatmen gekennzeichnet. Stabile Wachphasen am Tage werden allmählich ausgedehnter und können von einem Vormittagsschläfchen, einem Mittagsschlaf, einem Nachmittagsschläfchen usw. unterbrochen werden. Diese Tages-Schlafphasen reduzieren sich automatisch je älter das Kind wird.
Was bei Mehrlingen interessant ist: Eineiige Zwillinge haben oft einen sehr ähnlichen Schlafrhythmus, zweieiige Zwillinge sind eher unterschiedlich.
Schlaf-Rituale für Babys
Es ist sinnvoll bei Babys mit ca. drei bis fünf Monaten mit Schlaf-Ritualen zu beginnen, z.B.
- jeden Abend zur selben Zeit den Pyjama anzuziehen
- Katzenwäsche zu machen oder zu baden
- die Stimme leiser werden zu lassen
- frische Luft ins Babyzimmer zu lassen
- die Spieluhr anzustellen
- ein Schlaflied zu singen
- das Baby zu wiegen oder ins Bettchen zu legen und zu streicheln
und allgemein einen Gang runterzuschalten.
Solche Schlaf-Rituale kann man beim Vormittags- oder Mittagsschlaf genauso einführen, wie beim abendlichen zu-Bett-bringen. Man könnte das Baby zum Beispiel mittags füttern oder stillen und ihm dann mitteilen, dass jetzt Mittagsruhe ist. Eventuell liest man eine Geschichte vor oder streichelt das Kind in den Schlaf, je nach Angewohnheit oder Familiensituation. Gut ist, wenn man tagsüber nicht verdunkelt und auch nicht sehr leise ist. Das hilft dem Kind sich daran zu gewöhnen, auch am Tag mit Geräuschen im Haus gut zu schlafen.
Wichtig ist, dem Baby Sicherheit zu vermitteln und ihm Schritt für Schritt zu erklären was man beim Zubett-Bringen macht. Zum Beispiel dem Baby beim Umziehen zu sagen, dass man jetzt den Schlafsack anzieht. Das Ablegen ins Bettchen vorher anzukündigen und es erst dann hinzulegen. Auch wenn Babys noch sehr klein sind und uns manchmal den Eindruck vermitteln, sie würden nichts oder kaum etwas mitbekommen, hören diese sehr wohl auf unsere Stimme und bekommen viel mehr mit als wir denken. Eventuell legt man noch eine Hand an einer Stelle auf, an der das Baby gerne berührt wird. Und wenn das Kind auf dem Arm eingeschlafen ist weil es da so kuschelig war, dann legt man es vorsichtig über die Seite ab in sein Bettchen und gibt ihm dann nochmal Halt indem man es an einer vertrauten Stelle berührt.
Schlafbedürfnis von Babys
Hier zeige ich einen groben Überblick über das Schlafbedürfnis von Babys. Natürlich kann das von Kind zu Kind individuell unterschiedlich sein:
Alter | Nachtschlaf | Schlaf am Tag | Schlaf insgesamt |
1 Monat | 8 1/2 | 7 | 15 1/2 |
3 Monate | 10 | 5 | 15 |
6 Monate | 11 | 3 1/4 | 14 1/4 |
9 Monate | 11 | 3 | 14 |
12 Monate | 11 1/4 | 2 1/2 | 13 ¾ |
Schläft das Baby nur schwierig ein oder hat es Probleme beim Durchschlafen ist es wichtig, dass man sich und seine Umgebung reflektiert und sich bei Bedarf die notwendige Unterstützung holt. Es gibt Hilfsangebote von erfahrenen Personen, man kann sich z.B. an die Hebamme oder den Kinderarzt wenden. Halten die Schlafschwierigkeiten an, gibt es die Möglichkeit in eine Schlafambulanz zu gehen, in der man beraten wird, Tipps bekommt und ein Schlafprotokoll führt. Dieses Schlafprotokoll hilft den Experten, einen Einblick in das Schlafverhalten des Babys zu bekommen.
Will das Baby nicht schlafen, können auch Babymassage und Schmetterlingsberührungen helfen. Die zärtlichen Berührungen bauen Spannungen ab und fördern die Ausschüttung von Oxytocin und Endorphinen (Glückshormonen).
Weitere Hilfestellungen für einen ruhigen Babyschlaf:
- für Entspannung und Schlafphasen am Tag sorgen (dabei auf die individuellen Bedürfnisse des Babys achten. Nicht jedes Baby ist gleich, manche Babys brauchen auch weniger Tagschlafphasen)
- Müdigkeitszeichen des Babys (oft leicht zu verwechseln mit Hungerzeichen, wie z.B. starkes Saugen an der Faust, am Schnuller) bzw. Schlafbereitschaft erkennen und nützen
- In den ersten drei bis vier Monaten nach spätestens 45 – 90 Minuten „aktiver Wachphase“ eine kleine „Auszeit“ einlegen
- für Ruhe und Bequemlichkeit beim Stillen bzw. Fläschchen geben sorgen, um eine ausreichende Trinkmenge zu fördern
- Berührung und Bewegung für das Baby sicherstellen
- Baden, wenn das zur Entspannung des Babys führt
- Spaziergänge an der frischen Luft machen
- Melatoninbildung beachten: Licht am Tag, Dunkelheit in der Nacht (Nachtlämpchen, etc. vermeiden)
- Genügend Nahrung tagsüber, um die Nacht zu entlasten
- Schlaf-Rituale einführen
Generell gilt: Die körperliche Nähe der Bezugsperson des Babys bedeutet existenzielle Sicherheit. Dieses Sicherheitsgefühl ist nötig für ein gutes und gesundes Einschlafen.
In diesem Sinne – Gute Nacht 😉
Eure Gina
(Gima Maternity and Baby care)